Düsseldorf/Lützerath. Angesichts der Auseinandersetzungen um die heute begonnene Räumung des Ortes Lützerath zugunsten des Braunkohltetagebaus ruft Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, alle Beteiligten auf, dort keine Spirale der Gewalt in Gang zu setzen. Präses Latzels Statement im Wortlaut:
„Als Evangelische Kirche im Rheinland stehen wir für die Bewahrung der Schöpfung ein. Gottes Schöpfung zu bewahren und damit den Lebensraum für alle Geschöpfe, Menschen und Tiere, zu sichern, ist eines der Kernanliegen unserer Kirche. Wir setzen uns seit Jahrzehnten nachdrücklich für die Bewahrung der Schöpfung und eine konsequente Klimapolitik ein. Deswegen verstehe ich sehr gut das Anliegen der Menschen, die demonstrieren. Jede weitere Tonne Braunkohle ist eine zu viel für das Klima. Und die Einhaltung der Klimaziele von Paris ist nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch ein verbindliches Ziel unserer Regierung.
Als Kirche stehen wir zugleich für Frieden und einen gewaltfreien Umgang miteinander. Ich sorge ich mich um Leib und Leben der Menschen, die in Lützerath demonstrieren, ebenso wie um Leib und Leben der Polizistinnen und Polizisten, die mit der Räumung des Geländes beauftragt sind. Deswegen appelliere ich an alle Beteiligten, den anderen wertschätzend als Menschen wahrzunehmen. Es darf dort keine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt werden, die dazu führt, dass Menschen verletzt oder gar getötet werden.
Friedliche Proteste sind ein grundlegender Baustein unserer Demokratie. Zu einem glaubwürdigen Rechtsstaat und einem respektvollen gesellschaftlichen Miteinander gehört aber auch, dass eingehalten wird, was in demokratischen Prozessen vereinbart worden ist. Deswegen respektieren wir die rechtsstaatlich errungenen Entscheidungen. Der entsprechende Kompromiss wurde schmerzlich errungen. Es ist ein wichtiger Erfolg, dass der Ausstieg aus der Braunkohlewirtschaft vorgezogen und der weitere Abbau begrenzt werden konnte. Lützerath ist der letzte Ort, der abgebaggert wird.“