Einladung nach Dortmund zum Forum für Betroffene

Vizepräses Christoph Pistorius erklärt, wie der Prozess der Aufarbeitung in der rheinischen Kirche weitergeht und wie Kirchenkreise und Gemeinden künftig gefordert sind.

 

Was sich seit der Präsentation der ForuM-Studie in Sachen regionaler Aufarbeitung getan hat. Am 26. Februar dieses Jahres wurde in Wuppertal der Verbund West zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegründet. Die entsprechende Erklärung als Grundlage für eine gemeinsame Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission wurde von den Leitungen der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Lippischen Landeskirche und des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe unterzeichnet. Seit dem 1. Juni ist auch die Stelle der Geschäftsführung besetzt. Die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sind angefragt, unabhängige Expert*innen für die Kommission vorzuschlagen. Derzeit bereiten Staatsanwält*innen die Personalakten der an die ForuM-Studie gemeldeten Fälle auf, damit die Kommission eine gute Arbeitsgrundlage hat.

Wie die Betroffenen beteiligt werden sollen. Für Freitag, 21. Juni, sind alle Betroffenen eingeladen, am 1. Forum für Betroffene in Dortmund teilzunehmen . Dort werden sie unter unabhängiger Moderation umfassend zu Arbeit und Struktur der Kommission informiert. Ein Workshop im Anschluss an das Forum soll klären, welche zwei Vertreter*innen der Betroffenen in die siebenköpfige Kommission entsendet werden. Ihr gehören neben den drei unabhängigen Expert*innen noch zwei Mitarbeitende von Kirche und Diakonie an. Kirchlich Beschäftigte dürfen in der Kommission keine Mehrheit haben. Ein Plakat der rheinischen Kirche ermutigt Betroffene zudem, von ihren Erfahrungen zu berichten und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch Zeug*innen werden gebeten, ihre Beobachtungen, die möglicherweise auch schon lange zurückliegen, zu teilen. Das Plakat „Werden Sie los, was Sie nicht loslässt!“ kann bei der Landeskirche bestellt werden .

Welche Veränderungen es in der Stabsstelle Aufarbeitung und Prävention gibt. Die Stabsstelle wurde personell verstärkt und ihre Organisationsstruktur an die wachsenden Herausforderungen angepasst. Zum 1. Juni hat eine Interventionsmanagerin ihren Dienst aufgenommen . Sie koordiniert die Fallbearbeitung nach Meldung und sorgt dafür, Beteiligte über den Fortlauf eines Verfahrens zu informieren. Auch die Ansprechstelle für Betroffene ist inzwischen in die Stabsstelle integriert. Weitere Personalaufstockungen sind geplant.

Warum jetzt auch Kirchenkreise und Gemeinden gefordert sind. Akten und Personalverantwortung für alle kirchlich Beschäftigten jenseits des Pfarrdienstes liegen auf Gemeinde- oder Kirchenkreisebene. Diese Verantwortung als Anstellungsträger kann nicht an andere Ebenen delegiert werden. Ein Leitfaden, der gerade entsteht, fasst zusammen, wer auf welcher Ebene für was zuständig ist. Gearbeitet wird an gemeinsamen Standards für die Aktendurchsicht und an der Frage, wie mit den Akten von Pfarrpersonen umgegangen wird, die sich noch in den Kirchenkreisen befinden. Nicht zuletzt ist das Wissen vor Ort unerlässlich für den Aufarbeitungsprozess von Altfällen.

Woran sonst noch gearbeitet wird. Die rheinische Kirche bereitet eine Studie zu sexualisierter Gewalt in ehemaligen Internaten auf ihrem Kirchengebiet vor. Ergebnisse einer Vorstudie sollen bereits im Laufe des Sommers vorliegen. Mehrere Ausschüsse erarbeiten derzeit unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der ForuM-Studie ein Positionspapier zum Umgang mit Macht, struktureller Gewalt sowie Schuld in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Außerdem liegt inzwischen eine Handreichung zum Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt in Gottesdienst und Predigt vor.

 

Dieser Beitrag ist der aktuellen Ausgabe des Magazins EKiR.info für die Mitglieder der Presbyterien entnommen. Das komplette Juniheft finden Sie zum Download hier

  • 11.6.2024
  • Christoph Pistorius
  • Uwe Schinkel