Schulleiterin: Interreligiöser Unterricht baut Vorbehalte ab

Interreligiöser Unterricht hilft nach Erfahrungen der Religionspädagogin Angelika Büscher, das Zusammenleben zu verbessern. „Wir sind dadurch in der Schule sensibler geworden für Belange, die etwa den Islam betreffen“, sagt die Schulleiterin der evangelischen Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid. Die Schule bietet seit ihrer Gründung 2014 einen teils gemeinsamen Religionsunterricht von christlichen und muslimischen Gruppen an.

Auch unter den Eltern würden Berührungsängste und Vorbehalte mit Blick auf andere Religionen abgebaut, betont die Pädagogin. „Es hilft, mehr miteinander zu reden, statt übereinander.“ Zu Beginn hätten einzelne Eltern Bedenken geäußert, als im Unterricht etwa Besuche von Gotteshäusern der jeweils anderen Religionen geplant waren. Nach ersten Erfahrungen hätten sich die Ängste aber schnell gelegt.

Keine Sportfeste im Ramadan

Vor allem muslimische Eltern fühlten sich sehr wertgeschätzt, wenn ihre Religion in der Schule selbstverständlich eingebunden werde, sagt Büscher. So wird bei Terminen, etwa für Sportfeste, nach den Worten der Schulleiterin darauf geachtet, dass sie nicht im Ramadan liegen, dem muslimischen Fastenmonat. In Andachten und Gottesdiensten gebe es immer einen Gruß der islamischen Religionsgruppe. „Einen interreligiösen Ansatz halte ich für absolut sinnvoll, weil er den Blick weitet“, sagt die Pädagogin. Dabei würden Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede deutlich, zudem würden das Miteinander und das Verständnis füreinander im Alltag gestärkt. Auch die eigene Religion werde durch die Auseinandersetzung mit anderen noch einmal stärker bewusst.

Schülerinnen und Schüler arbeiten konfessionsübergreifend zusammen

Beim sogenannten „Burscheider Modell“ besuchen Schülerinnen und Schüler den Religionsunterricht ihrer jeweiligen Konfession, arbeiten aber bei bestimmten übergreifenden Themen in Projekten zusammen. Das gemeinsame Lernen macht laut Büscher im Schnitt etwa ein Viertel der Zeit des Religionsunterrichts aus. Gemeinsame Themen von christlichem und islamischem Religionsunterricht sind laut Lehrplan etwa das Beten in den Weltreligionen, Tod und Sterben, die Schöpfung, Gotteshäuser, das Pilgern oder auch Jesus.

Der Wille zur Kooperation muss da sein

Dass solche interreligiösen Ansätze in Nordrhein-Westfalen bisher kaum existieren, liegt nach Büschers Ansicht auch daran, dass der Religionsunterricht angesichts von Personalknappheit an Schulen oft „stiefmütterlich“ behandelt werde. Zudem fehlten vielerorts noch Islam-Lehrkräfte an Schulen. Auch der Wille zur Kooperation zwischen den Religionsgemeinschaften und den Religionslehrkräften vor Ort sei Voraussetzung für einen gemeinsamen Religionsunterricht.

Bildung ist Schwerpunktthema der Landessynode 2023

Über religiöse Bildung berät auch die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland auf ihrer Jahrestagung ab Sonntag, 15. Januar 2022, in Düsseldorf. Die zweitgrößte deutsche Landeskirche ist Trägerin der Johannes-Löh-Gesamtschule.

  • 11.1.2023
  • Nora Frerichmann/epd
  • Ekkehard Rüger