Im September war Ludwigshafen Treffpunkt für den alljährlichen Ehrenamtstag der diakonischen Betreuungsvereine Ludwigshafen und Mannheim. Organisiert vom Regionalausschuss Südrhein (zudem auch der Betreuungsverein Trier gehört) stand der Tag ganz im Zeichen der Weiterbildung, des Austauschs und kulturellen Erlebens für die ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer.
Das zentrale Thema des Vortrags am Vormittag war in diesem Jahr die „Unterstützte Entscheidungsfindung“, welche mit der Betreuungsrechtsreform 2023 noch stärker an Relevanz gewonnen hat und schließlich im §1821 BGB seine rechtliche Verankerung fand. Die Betonung der Selbstbestimmung und die Berücksichtigung der Wünsche der betreuten Menschen sind nun mehr denn je zentrale Aspekte im Betreuungsrecht.
Alexander Engel, Referent der Diakonie RWL, lieferte dazu einen spannenden Vortrag. Er führte die Teilnehmenden von den theoretischen Grundlagen bis zu den praktischen Herausforderungen der unterstützten Entscheidungsfindung. Ein Schwerpunkt seiner Ausführungen war die Ergründung des tatsächlichen oder angenommenen Willens des betreuten Menschen und die Notwendigkeit für Betreuende, ihre eigenen Ansichten und Vorgehensweisen kontinuierlich zu hinterfragen. Denn wir alle treffen Entscheidungen unterschiedlich schnell und unterschiedlich motiviert. Herr Engel betonte außerdem, dass die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, insbesondere schwerwiegende, nicht angeboren ist, sondern vielmehr erlernt werden muss. Er wies darauf hin, dass dieser Lernprozess eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten benötigt, von Gesprächen mit engsten Vertrauten über das Erstellen von Pro- und Contra-Listen bis hin zur gezielten Informationsbeschaffung und professionellen Beratung. Er regte die Anwesenden dazu an, über ihre eigenen Entscheidungswege nachzudenken und Strategien für ihre Arbeit mit den betreuten Menschen weiter zu entwickeln.
Am Nachmittag, nach einem leckeren gemeinsamen Mittagessen, wechselte die Gruppe mit Hilfe von Bus und Bahn die Rheinseite, um an einer Führung zu einigen der beeindruckenden Wandgemälde, den sogenannten Murals, des Projekts Stadt.Wand.Kunst in Mannheim mitzumachen. Seit dem ersten Gemälde von HERAKUT im Jahr 2013 sind weitere 39 solcher Kunstwerke in der gesamten Stadt entstanden, die nun das erste frei zugängliche Museum für Fassadenkunst in Baden-Württemberg bilden. Die Führung zeigte eindrücklich, wie Straßenkunst das Stadtbild bereichern und Botschaften an die Gemeinschaft senden kann.
Der Ehrenamtstag in Ludwigshafen bot somit eine perfekte Mischung aus fachlicher Schulung, Selbstreflexion und kultureller Bereicherung, die den Teilnehmenden sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
