„Abschiede sind schrecklich“ hatte Friederike Fleck im Gespräch mit Superintendent Dr. Jörg Weber gesagt und dieser griff das Zitat für seine Ansprache zur Entpflichtung im Gottesdienst am Sonntag, dem 18. Juni, auf. Abschiede sind jedenfalls ambivalent, hat es Jörg Weber dann formuliert und so konnte auch die Stimmung im Gottesdienst in der Kirche zum Erlöser und beim anschließenden Empfang im Caspar-Olevian-Saal zusammengefasst werden: So sehr Superintendent und Gemeindemitglieder sich mit Rike Fleck darüber freuen, dass sie ab Juli ihrer Herzenssache Krankenhausseelsorge in einer für sie perfekten Stelle in Wetzlar nachgehen kann, so deutlich war auch die Traurigkeit über ihren Weggang aus Trier zu spüren. Jörg Weber schenkte ihr einen Gutschein für eine Rückfahrkarte nach Trier – denn wer weiß, wie das Leben so weitergeht.
Schließlich hatte Pfarrerin Fleck Trier schon einmal verlassen, nach ihrem Probedienst in der Gemeinde, um dann nach einer Station in Pulheim als Krankenhausseelsorgerin am Ökumenischen Verbundkrankenhaus zurückzukehren. Diese Stelle wurde später umgewandelt in eine kreiskirchliche Pfarrstelle für Flüchtlingsarbeit. Hier hat Rike Fleck fast aus dem Nichts einen Arbeitsbereich aufgebaut, der Vorbild wurde für andere Kirchenkreise. Die biblische Lesung auf Farsi im Gottesdienst und die bewegenden Abschiedsworte aus der internationalen Community am Sonntag belegten eindrücklich, welche Bedeutung dieser Arbeitsschwerpunkt von Frau Fleck hat. Die von ihr entwickelten Taufkurse haben unzählige Glaubensbiographien geflüchteter Menschen maßgeblich geprägt und bleibende Früchte für die Gemeindearbeit getragen. Seit ihrem Wechsel in die Gemeindepfarrstelle zum Dezember 2019 brachte Rike Fleck weitere Ideen ein: ihre Spurensuchen, Alltagsexerzitien mit täglichen Impulsen per Brief, haben einen großen Personenkreis spirituell angesprochen. Liturgische Formen aus der ökumenischen Iona-Community, der Rike Fleck nahesteht, flossen immer wieder ein. Die Konfis konnten sich über viele kreative Methoden in ihrem Unterricht freuen. Dass sie eine starke Predigerin ist, machte Pfarrerin Fleck im Abschiedsgottesdienst noch einmal deutlich: sie schaffte es mustergültig, Aussagen vom strengen, fordernden Gott aus Jeremia 23 mit dem berühmten Satz „Gott ist die Liebe“ aus dem Predigttext 1. Johannes 4 zu verbinden, ohne das eine oder andere dabei zu übergehen. Dass sie dazu Peter, Paul & Mary`s Hit If I Had Hammer ebenso zitierte wie eine moderne Ikone einer Henne, die ihre Küken beschützt, zeigte ihre kreative Art und intensive theologische Vorbereitung.
In der Evangelischen Kirchengemeinde Trier wird Friederike Fleck fehlen: Ihre einfühlsame Seelsorge, ihre anschaulichen Predigten, ihre spirituellen Impulse, ihre Vernetzung mit der internationalen Community und ihre besondere Art als Mensch. Wetzlar wird eine tolle Krankenhausseelsorgerin gewinnen.
Liebe Rike, wir wünschen dir von Herzen Gottes Segen für deine neue Stelle – damit nicht der Abschied schrecklich bleibt, sondern vor allem der Neuanfang wunderbar wird. Und vielleicht benutzt du die Rückfahrkarte nach Trier ja doch irgendwann – zumindest zu einem Besuch.